Indonesien sucht bei Planung der neuen Hauptstadt ausländische Hilfe

Afif Kusuma via Unsplash

Ein Artikel von Anna Westenberger für Germany Trade und Invest

Die Vorbereitungen für die umstrittene Verlegung des indonesischen Regierungssitzes in die Provinz Ostkalimantan (Borneo) laufen. Ausländische Planer sollen indonesische Entwürfe verfeinern.

Indonesien baut eine neue, noch namenlose Hauptstadt in der Provinz Ostkalimantan, zwischen den beiden Großstädten Samarinda und Balikpapan. Die Regierung soll ihre Arbeit dort bereits 2024 aufnehmen. Verantwortlich für die Planung ist das Ministry of Public Works and Housing. Es bereitet dafür derzeit einen zweistufigen Designwettbewerb vor.

In der ersten Phase – zwischen Anfang Oktober und Ende Dezember 2019 – sind indonesische Architekten und Stadtplaner aufgerufen, ihre Vorschläge einzureichen. Aus ihnen soll ein Gremium aus Fachexperten die drei besten auswählen, die am 23. Dezember vorgestellt werden. In einer zweiten Phase sollen zwischen dem 1. April und 31. August 2020 ausländische Planer diese Entwürfe verfeinern – im Rahmen dieses nationalen Prestigeprojektes aber möglicherweise nur in der Rolle des Beraters.

Laut Nationaler Planungsbehörde Bappenas wird die Stadt in ihrem Kern eine Fläche von 42.000 Hektar umfassen. Offene Grünflächen sollen etwa 50 Prozent der Gesamtfläche ausmachen und zum umweltfreundlichen Image beitragen. Offenbar ist auch ein Zentrum für Orang-Utangs geplant, die Symboltiere Kalimantans.

Der Veröffentlichungszeitraum der Vergabebedingungen (Terms of Reference – TOR), also die konkreten Spezifikationen der zu erstellenden Regierungs-, Repräsentations-, Wohn- und Geschäftsgebäude, ist noch nicht bekannt. Auf Anfrage heißt es aus dem Ministerium of Public Works and Housing, dass das im Direktorat BPN (Bina Penataan Bangunan) neugegründete Komitee zur Koordinierung des Hauptstadtbaus bis Jahresende 2019 besetzt und arbeitsfähig sein soll. Ob die als Kontaktpunkt für interessierte Unternehmen entstehende Webseite als Unterseite der Ministeriums-Webseite oder eigenständig sein wird, sei noch nicht entschieden.


PPP-Projekte sollen mehr als die Hälfte des Baus stemmen

Bappenas hat einen Finanzierungsplan vorgelegt. Demnach sollen die veranschlagten Gesamtkosten von 466 Billionen Rupiah (33,7 Milliarden US-Dollar) zu 54,4 Prozent von Public-private-Partnership (PPP), zu 26,4 Prozent vom Privatsektor und zu 19,2 Prozent vom Staatshaushalt getragen werden. Die PPP-Ausschreibungen für Bauprojekte sollen laut Bappenas offen sein sowohl für ausländische Unternehmen als auch für die großen indonesischen Staatskonzerne, mit denen Privatfirmen auch im Konsortium antreten können.

Die Finanzierung richtet sich nach der Art der Bauvorhabens. So soll der Privatsektor den Bau und Ausbau von Wohnungen, Hochschulen, Häfen, Airports, Schnellstraßen, Technologieparks, Shoppingmalls und Messeeinrichtungen übernehmen. Der Staatshaushalt soll den Bau von Basisinfrastruktur, Präsidentenpalast, Hauptquartieren von Militär und Polizei, Wohnungen für Staatsbedienstete und die Gestaltung offener Grünflächen tragen. Unter dem PPP-Programm sollen Infrastruktur, Gebäude der öffentlichen Verwaltung, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen sowie Museen und Gefängnisse gebaut werden.


Beratungsbedarf für grünes Bauen

Die neue Hauptstadt soll Symbol für die Modernität und Fortschrittlichkeit Indonesiens sein. Das im Archipel entstehende Umweltbewusstsein soll dabei seinen Niederschlag finden. Deshalb ist zu erwarten, dass Energieeffizienz und Nachhaltigkeit eine große Rolle spielen werden. Technologisch ist Indonesien dabei aber überwiegend auf ausländisches Know-how und importierte Technologie angewiesen.

Außerdem sollen erneuerbare Energien einen möglichst hohen Anteil der Stromversorgung der neuen Hauptstadt leisten, in der einmal 1,5 Millionen Menschen leben sollen. Konkrete Pläne dafür gibt es aber noch nicht. Derzeit wird Strom in der Provinz Ostkalimantan, genauso wie im gesamten Archipel, ganz überwiegend aus fossilen Brennstoffen erzeugt.

Anreize für den Auf- und Ausbau erneuerbarer Energiequellen gibt es in Indonesien kaum. Dennoch ist zu erwarten, dass sich öffentliche Gebäude oder Firmensitze in der neuen Hauptstadt aus Imagegründen Solaranlagen auf Dächer und Grundstücke stellen werden – ganz unabhängig davon, ob sich deren Betrieb wirtschaftlich lohnt (mehr dazu im Artikel „Erneuerbare Energiequellen sollen Indonesiens neue Hauptstadt mit Strom versorgen“ unter http://www.gtai.de/MKT201909168001).


Kontaktadressen

BezeichnungInternetadresseAnmerkung
Ministry of Public Works and Housingwww.pu.go.idverantwortlich für den Ausschreibungsprozess
Direkturat Bina Penataan Bangunanwww.ciptakarya.pu.go.id/pbl/im Ministerium verantwortlich für den Hauptstadtbau

Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Indonesien können Sie unter http://www.gtai.de/indonesien abrufen. Die Seite http://www.gtai.de/asien-pazifik bietet einen Überblick zu verschiedenen Themen in Asien-Pazifik.

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